Haben Sie oft Startschwierigkeiten?

Springt Ihr Wagen im Winter morgens nicht an ? Tropft von den Kabeln eiskaltes Kondenswasser, und zittern die Zündkerzen vor Kälte ? Dann lassen Sie sich von ihrem Nachbarn helfen. Er ist der richtige Mann!

Es war beißend kalt. Ich strich mir die Eiszapfen aus dem Bart, sie fielen zu Boden. Ich beeilte mich, zum Auto zu kommen, das frierend in der Morgenkälte stand, mit klappernden Zündkerzen und kalten, steifen Reifen. "Es geht los", rief ich Marianne zu, die noch nicht weiter als bis zur Eingangstreppe gekommen war. Ich streckte den Schlüssel ins Türschloß. Er brach ab. Der Rest blieb in dem vereisten Schloß stecken.

Was sollte ich tun ? Zum Glück war die Hintertür nicht verschlossen. Über die Rückenlehne kletterte ich an den Nackenstützen vorbei auf den Fahrersitz. Auch von innen ließen sich die beiden vorderen Türen nicht öffnen.

Ich drehte den Zündschlüssel. Nichts. Biiiz---- biiiz----biiiz, erklang es wie von einer älteren asthmatischen Hummel. Die Batterie liefert keinen Strom. Marianne rüttelte an der Vordertür. Ich verwies sie an die Hintertür. "Ist kein Benzin mehr im Kühler ?" fragte sie.

In welchem Versandhaus hatte sie bloß ihren Führerschein erworben ! Über Rückenlehne und Hintertür kroch ich aus dem Gefrierschrank heraus, öffnete die Motorhaube und warf einen Blick auf den Kühler.

..... Eingefroren.

Ich kroch wieder auf den Vordersitz und versuchte, den Motor zum Leben zu erwecken. Biiiz----biiiz---- biiiz. Effekt gleich Null. Lahme Ente !

Meine unbehandschuhten Hände froren am Lenkrad fest, und mein Ischias meldete sich mit einem kleinen, schmerzvollem Winterlied.

"Geh mal raus und kratz die Scheibe frei", sagte ich zu Marianne. "Ich ? Bei der Kälte ? Warum gehst du nicht selbst ?" "Ich bin festgefroren."

Sie zog den Persianer fest um ihre Schultern, kroch hinaus und kratzte. Sie hatte nichts Besseres zum Kratzen als ein Stück grobes Schmirgelpapier und ein Stückchen Holz mit einigen rostigen Nägeln, das sie auf der Straße gefunden hatte. Es gab ein furchbares Geräusch.

Ich probierte die Waschanlage. Zugefroren. Die Scheibenwischer. Festgefroren. Hansen, unser Nachbar, kam hinzu. "Will er nicht anspringen ?" Er zog den Lammfellhandschuh aus und taute mit der warmen Hand eine Ecke des Seitenfensters auf, damit er zu mir hereinsehen konnte. "Haben sie den Vergaser untersucht ?" "Er ist festgefroren", verkündete Marianne.

Hansen besah sich den Vergaser. "Völlig vereist", stellte er fest und ließ achselzuckend die Motorhaube wieder zufallen. Sein Blick fiel auf meine Vorderreifen. "Bei diesem Glatteis können Sie doch nicht mit solchen Reifen fahren", sagte er."Das Profil kommt ja schon auf der anderen Seite heraus, Mann! Beim ersten Bremsversuch kommen Sie sofort ins Schleudern."

"Lieber das, als in diesem elenden Gefrierschrank Eiszapfen spielen !" fauchte ich und trieb Marianne zur Eile an. Der eine Ärmel ihres Mantels war eingeklemmt worden, als Hansen die Motorhaube fallen ließ. Sie ließ sich auch nicht mehr öffnen. Festgefroren.

"Befreien Sie meine Frau", rief ich Hansen zu. Er griff ihren Arm und riß sie los. Ritsch, hörte ich ein Geräusch, als ob einem Fisch die Haut abgezogen würde. Der ganze Persianerärmel hing immer noch fest. "Hoppla!" sagte Hansen. "Was ist denn das für eine Art, sie einfach loszureißen?" knurrte ich bissig, inzwischen schon ziemlich sauer. "Sie hätte natürlich vorsichtig mit einem Schweißbrenner befreit werden müssen!" "Das wird ein teurer Spaß!" rief Marianne in Innere herein. "Dieses Mal gebe ich mich nicht mit einem billigen Kaninchen zufrieden. Es gibt auch Saphirnerz."

"Wir müssen ihn anschieben", meinte Hansen. Durch die Hintertür kroch er auf den freien Vordersitz. "Kupplung treten und zweiten Gang einlegen!" Gemeinsam behauchten wir meine Hände, bis ich sie von dem vereisten Lenkrad befreien konnte. Dann legte ich den zweiten Gang ein. "Jetzt schieben!" riefen wir nach draußen, und Marianne schob uns ein paar hundert Meter die glatte, kalte Straße entlang. Dann ging es bergab, der Wagen lief ihr davon, sie stolperte und machte auf ihrem Persianer eine schnelle Schlittenfahrt den Berg hinunter.

Ich ließ die Kupplung kommen und gab Gas. Es passierte nicht weiter, als daß der Wagen schleuderte, auf dem Bürgersteig landete und mit dem Hinterteil voran sich durch ein schmiedeeiisernes Gartentor zu quetschen versuchte, wobei die Motorhaube aufsprang. Ein Mann erschien auf der Treppe.

"Wo wollen Sie denn hin?" fragte er und beugte sich zum vereisten Seitenfenster herunter.

"Er springt nicht an", sagte ich. "Er hat vergessen, Frostschutz einzufüllen", ergänzte Hansen. "Motorblock. Zylinderkopfdichtung, Kühler, Wasserpumpe, alles völlig vereist." "Haben Sie die Zündspule kontrolliert?" wollte der Mann wissen. Ich hatte nicht.

"Dann ziehen Sie das Kabel der Zündspule vom Verteiler, entfernen die Kappe und den Verteilerfinger, schalten die Zündung ein und lösen ein paarmal mit dem Schraubenzieher die Kontaktpunkte voneinander, worauf Sie dann prüfen müssen, ob das Spulenkabel in einem Abstand von acht bis zehn Millimetern von Masse Funken schlägt und...."

"Wie bitte?" unterbrach ich seinen technischen Vortrag. Der Mann verschwand im Haus und holte einen Schraubenzieher, worauf er unter der Motorhaube zu wühlen begann. Nach einer Viertelstunde hatte er die Hände voller loser Kabelenden; es sah aus wie eine Portion stehengelassene Spaghetti.

"Der ganze Krempel ist ja klitschnaß, Mann!" sagte er mit heftigem Kopfschütteln. "Sagen Sie mal, lassen Sie ihr Auto nachts ins Moorloch? Wie wär's mit einer Art Anti-Feuchtigkeitsspray?" Ich kletterte hinaus und durchwülte meine Ersatzteilkasten im Kofferraum.

"Einen Spray gegen Blattläuse können sie nicht gebrauchen? Auch wirksam gegen Taubnessel, Löwenzahn und Quecken. Worcestershire-Sauce! Was macht die denn hier? Mückengift, wie wär's damit? Und dann habe ich noch ein Polsterreinigungsmittel. Vielleicht springt der Wagen an, wenn ich vorher die Sitze reinige?"

Aus dem gegenüberliegenden Haus kam ein Mann hinzu.

"Vielleicht sollten wir alle elektrischen Kabel trocknen, das bringt die Karre bestimmt wieder auf die Beine", schlug er vor. Kurz darauf zog er ein Verlängerungskabel aus seinem Küchenfenster bis zu meinem Wagen und schloß einen großen, altmodischen Fön an. Meinetwegen, wenn gefönte Elektrokabel den Wagen wieder zum Laufen brachten, warum nicht?

"Geben Sie zuerst dem Türschloß eine Dosis. Es ist eingefroren." Er versuchte es mit einem Tritt gegen die Tür, dabei traf aber sein Holzschuh den Rahmen, das Metall bröckelte weg und blieb als rostrotes Pulver im Schnee liegen.

"Sie haben wohl den Unterbodenschutz vergessen! Das Streusalz hat ja alles weggefressen."

Ich bürstete etwas Schnee und Straßenstaub von Marianne ab, die zitternd vor Kälte in ihrem inzwischen reichlich mitgenommenen Persianer unseren Bemühungen zusah.

Der Postbote kam interessiert näher. "Haben Sie es mit Anschieben versucht?" fragte er. "Ich nicht", sagte der Mann mit dem Haartrockner. "Aber ein Versuch kann ja nicht Schaden", meinte der Mann an der Zündspule und warf das ganze Bündel Elektrokabel von sich wie ein Metzger, der die Tagesausbeute an grober Bratwurst in eine Schüssel klatscht. Worauf er die Motorhaube zuknallte und zusammen mit dem Postboten, Hansen und dem Mann mit der Fön-Idee in den Wagen kletterte.

"Sie müssen die Kupplung treten und den zweiten Gang einlegen", sagte der Postbote. Der Mann hinter dem Lenkrad tat es. Ich zog mich etwas zurück, um nicht im Wege zu stehen. "Und jetzt schieben!" kam das Komando aus dem Auto. Marianne schob das Auto wieder auf die Straße. "Schneller!" erscholl es von den Männern im Auto. Marianne schob, so schnell sie konnte. Was nicht gerade viel war, da sie immer wieder auf der glatten Straße ausrutschte. Sie entfernten sich im Schneckentempo.

Ich blieb stehen und sah ihnen nach, bis sie hinter der Biegung verschwanden. Wind kam auf, es begann zu hageln und zu schneien. Dann ging ich nach Hause uns setze Wasser für einen Vormittagskaffee auf. Inzwischen hatte ich den nötig. Bei dem Wetter. Während ich auf das Kochen des Wassers wartete, ging ich kurz in den Flur, um in meiner anderen Jacke nachzusehen, ob sich vielleicht darin ein paar Tausender für ein neues Auto befanden.

Es waren keine da. Es blieb mir nichts anderes übrig, als mich ruhig hinzusetzen und zu warten, bis sie es schafften, mein altes Auto wieder flottzukriegen.

Ende