Plädoyer für Playboys

Wir lernen schon in sehr jungen Jahren, daß der Mann, den Frau wirklich will, immer einer ist, der sie schlecht behandelt. Ich rede nicht von dem Säufer, der seine Frau verprügelt, oder dem Kerl, der seine Zehennägel im Bett schneidet. Ich meine den Schwerenöter, den Gauner, den Verderbten.

Den Mann, den sie Playboy nennen. Androgyne Typen, Machos und Softies sind so vergänglich wie alle Moden. Ein Playboy ist zeitlos attraktiv. Weil er grenzenlose Freiheit verkörpert. Er tut genau das, was er will. Seine Kritiker behaupten, daß er an nichts glaubt. Das ist nicht wahr. Er glaubt an den Hedonismus und ein Leben ohne Schranken. Seine Philosphie ist dem sinnlichen Vergnügen gewidmet. Wie könnten solche Ideale je außer Mode sein?

Playboys are forever. Frauen würden nackt über Glasscherben kriechen, um eine Nacht in seinen untreuen Armen zu verbringen oder auch nur 15 Minuten. Warum? Natürlich träumen sie davon, ihn zu zähmen. Die eine zu sein, die den schmutzigen Hund zur Besinnung bringt. Was für eine Genugtuung, wenn sie Erfolg hat, wo alle Frauen vor ihr scheiterten. Warum sind Männer auf Jungfrauen scharf? Weil sie nett und eng sind, weil null Chance auf Aids besteht, weil sie niemals etwas Verletzendes sagen werden wie: "Gott, das war aber schnell." Aber gebt's zu, Jungs - Jungfrauen sind langweilig. Mit einer Jungfrau wirst du bestimmt nicht den besten Sex deines Lebens haben. In Wirklichkeit findest du sie begehrenswert, weil es dir schmeichelt, der Auserwählte zu sein. Das Genie des Playboys aber läßt alle Frauen glauben, die Auserwählte zu sein. Selbst die, die er nie mehr zurückruft. Er hat sich in ihr Herz gestohlen, weil er ihr das Gefühl gab, etwas Besonderes zu sein.

Oh, diese Jungs sind gut. Sie wissen genau, was Frauen mögen. Ich bin durchs Playboy-Examen gefallen, als ich zu meiner ersten Freundin sagte: "Ich fahre dich entweder vor oder nach dem Fußballspiel nach Hause. Aber auf keinen Fall während des Spiels." Ich war ehrlich überrascht, daß sie ausrastete. Ein Playboy würde nie so etwas Unbedachtes gegenüber einer Frau äußern. Er würde sie mit einem Quickie während der Halbzeit beglücken, und sie würde nicht einmal bemerken, daß er den Abend um seine eigenen Bedürfnisse konstruiert hat. Playboys können sehr grausam sein. Aber sie sind niemals unabsichtlich rüde. Natürlich sind sie selbstsüchtig. Und doch sind sie viel mehr als bloße Chauvinisten. Eitel, oberflächlich, promisk? Schuldig im Sinne der Anklage. Aber sie sind es mit

Grazie, Stil und Witz. Sie haben Geschmack, Charme und - gewöhnlich - Geld. Ein Playboy ist ein Virtuose der Verführung. Für eine Frau ist es in höchstem Maße selbstzerstörerisch, ihr Herz einem Playboy zu schenken. Sie weiß, daß er sie enttäuschen muß. Gibt es ein männliches Äquivalent zu diesem weiblichen Impuls? Ja, den Mann, der sich in eine Profi-Schlampe verliebt. Der ein Barmädchen in Bangkok oder Manila trifft und beschließt, sie mit nach Hause zu Mutti zu nehmen. Die Art von Mann, die darum bettelt, das Herz gebrochen zu bekommen. Playboys brechen sogar noch mehr Herzen als hübsche Barmädchen. Trotzdem plagt sie kein schlechtes Gewissen. Sie sind keine netten Jungs. Aber sie sind so charmant, daß sie immer wie nette Jungs wirken.

Playboys sind das Mittel gegen die Moderne. In einer Welt, in der Männer und Frauen gemeinsam einkaufen, gemeinsam arbeiten und sich gemeinsam um ihre Kinder kümmern, ist der Playboy eine Reminiszenz an archaische Zeiten. Er wird eine Frau wie eine Prinzessin behandeln oder wie eine Hure. Aber nie wie eine Gleichberechtigte. Ein Playboy kann herumhuren, bis er schielt, und trotzdem lieben ihn alle Frauen. Warum das nicht auch für dich und mich gilt? Weil er ohne Furcht handelt. Gewöhnliche Männer handeln halbherzig. Der Durchschnittsmann vernascht vielleicht die beste Freundin seiner Frau, aber dann fürchtet er, daß es herauskommen kOnnte. Der Playboy aber vernascht die beste Freundin seiner Frau und überlegt dann, wie er ihre Mutter herumkriegen könnte. Oder beide zusammen.

Ein Playboy kennt keine Scham. Die meisten modernen Frauen hatten mindestens einen Playboy in ihrer Vergangenheit Und obwohl er ihr Herz gebrochen hat, wird sie sich insgeheim immer nach ihm verzehren. Playboys sind das Heroin unter den menschlichen Beziehungen. Keine Frau kannje den Playboy für sich alleine beanspruchen. Wie sollte man ein wildes Tier dazu bringen, sich mit einer Schale Milch zu begnügen? Wie kann man ihn glücklich machen, wenn er jede Nacht zu Hause verbringen muß? Man kann es nicht. Man versucht es erst gar nicht. Aber genau dafür lieben sie ihn. Ein Playboy ist nie der Mann fürs Leben. Er ist nicht Mr. Right. Aber er ist immer der Mann für den Augenblick. Er ist Mr. Now.

Toni Parsons (Playboy 8/97)