Lebenshilfe

Arztbesuch
Ärzte lassen einen besonders gerne noch etwas im Behandlungszimmer schmoren, um die Dramatik ihres Auftritts zu heben.
Zeit genug, um ein paar Blankorezepte zu stehlen,die Sie nachher im Bahnhofsviertel an Drogensüchtige veräußern können. Nehmen Sie sich dann die Patientenkartei vor. Vertauschen Sie ein paar Unterlagen, fälschen Sie die Leberwerte und schreiben Sie großspurige Bemerkungen hinein. Rufen Sie die betreffenden Patienten an, tragen Sie ihnen die neuen Werte vor und teilen Sie ihnen mit, wieviele Monate Sie noch zu leben haben. Tätigen Sie bei dieser Gelegenheit ein paar dringende obszöne Telefonate nach Bangkok, Sydney und Spitzbergen. Pinkeln Sie in die zur Untersuchung bestimmten Urinproben. Wenn der Arzt kommt, klagen Sie über Schmerzen im Analbereich. Er muß Ihnen dann den Finger in den Po stecken, was Ihnen Gelegenheit gibt, sein Stethoskop zu klauen.
Alkohol
Alkoholiker sind die Handwerker unter den Drogenabhängigen.Der Alkoholrausch ist der einzige Rausch, den man schichtweise hochziehen kann wie eine Backsteinmauer. Einmal errichtet, bildet er einen soliden Schutzwall gegen das Elend der Welt, gegen Schmerzen, Not und Frauenblusen mit Männernamen. Alkohol beseitigt außerdem nicht nur unnötige Hemmungen und moralische Bedenken, er schränkt auch noch die Schuldfähigkeit ein:
Schlachten Sie ruhig Ihre ganze Familie mit den Schlagbohrer ab, häuten Sie einen Polizisten mit dem Käsehobel oder zünden Sie ein Asylantenheim an - aber genehmigen Sie sich vorher um Gottes Willen eine Flasche Reisschnaps, dann kommen Sie mit ein paar Monaten auf Bewährung davon.
Jugendmode
Jugendmode - Es ist das ewige Vorrecht der Jugndlichen, sich grotesk zu gewanden und denoch stolz einherzuschreiten wie die Rassepudel. Dies allerdings nur im Schutze des Rudels - es gibt kein verloreneres Bild als das eines nach dem letzten Modediktat gekleideten Jugendlichen, der in der Fußgängerzone auf die Ankunft seiner Clique wartet. Kultivieren Sie diese Verlorenheit ! Genießen Sie die bohrenden Blicke der Bourgeoisie ! Es ist die einzige Zeit Ihres Lebens, in der Sie die Unterwäsche über der Oberbekleidung tragen dürfen, ohne dafür in den Ruch einer Nervenkrankheit zu kommen. Wenn Sie allerdings voll auf der Höhe Ihrer Zeit sein wollen, genügt es nicht, sich blindlinks einer schon vorhandenen Modeströmung anzuschließen. Hinterlassen Sie ihren Fußabdruck im Weichbild Ihrer Epoche, kreieren Sie Ihre ganz eigene Jugendbewegung, das ist einfacher, als Sie denken !Bedienen Sie sich dabei ruhig hemmungslos aus dem Fundus vorhandener Bewegungen (beatniks, Militär, Skinheads, Pfadfinder, Rote Khmer ect.) mit ein bischen Dreistigkeit und Charisma können Sie schon morgen der James Dean einer brandneuen Jugendkultur sein.
Stechapfeltee
Wenn Sie Wert darauf legen sollten, sich einmal zu fühlen wie der Hauptdarsteller in einem Hieronymus-Bosch-Gemälde, dann brauen Sie sich einfach einen Stechapfeltee. Diese nicht zu unterschätzende Naturdroge wächst in jedem besseren deutschen Gehölz und fällt nicht unter das Betäubungsmittelgesetz !
Vorsicht allerdings bei der Dosierung ! Es gilt die Faustregel : Wenn ungefähr eine Stunde nach Einnahme der Droge die gesamte Belegschaft der "Versuchung des heiligen Antonius" auf einen Sprung vorbeikommt, war die Dosierung richtig; wenn Sie mit Schaum vor dem Mund an eine Tragbahre geschnallt zum Notaztwagen getragen werden, zu hoch.
In beiden Fällen werden Sie eine interessante Zeit haben - wenn Sie es interessant finden zu wissen, wie sich ein klinischer Paranoiker auf der Höhe eines schizoiden Schubes fühlt. Die schlimmsten Halluzinationen klingen schon nach einigen Tagen ab.
Arschkriechen
Der Weg zum Herzen eines Chefs führt immer durch seinen Ar... Besonders willensschwache, charakterlose Firmeninhaber sind zugänglich für verlogene Anbiederung und schleimige Komplimente Loben Sie bei jeder sich biedenden Gelegenheit das Aussehen Ihres Chefs, die Zartheit seiner Haut, die fülle seines Haars, die Sinnlichkeit seiner Lippen. Sollten Sie einmal zusammen mit ihm an der Pinkelrinne stehen, nutzen Sie die Gelegenheit, lauthals die Größe und Pracht seines Geschlechts zu preisen. Mit kleinen Aufmerksamkeiten (ein paar selbstgepflückte Blümchen, ein selbstverfaßtes Gedicht am schwarzen Brett, eine Schachtel Konfekt) versichern Sie sich des Wohlwollens Ihres Vorgesetzten. Zeigen Sie sich bei Konferenzen maßlos beeindruckt von der Schärfe seiner Argumentation, unterstützen Sie seine Meinung mit hysterischen Beifallsbekundungen, entzünden Sie eine Wunderkerze oder schwenken Sie ein Feuerzeug.
Sollte Ihr Chef allerdings eine integre, autonome und autoritäre Persönlichkeit sein, dann fotografieren Sie ihn beim Vögeln mit der Sekretärin und erpressen das Kapitalistenschwein, bis es schwarz wird.
Kokain
Kokain auch Puder genannt,gilt als die Gesellschaftsdroge Nr.1. Sie suggeriert den Konsumenten, ein extrem gutaussehender, höchst eloquenter Nobelpreisträger mit der sexuellen Anziehungskraft eines schwarzen Loches zu sein.Auf jemanden, der kein Kokain genommen hat, wirkt das eher wie ein exkommunizierter Trappistenmönch, der weiße Puderreste an den Nasenlöchern hat und sich um Kopf und Kragen quasselt.
Kokain steigert das Mitteilungsbedürfniss, lähmt aber in gleichem Maße die Selbstkritik, was dazu führt, daß man jeden chemischen Kurzschluß im Kleinhirn für bares Geld hält und meint, daß er umgehend einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden muß. Kokaingenuß ist die Hauptursache für Rap-Lyrik, Performances und die Gesamtwerke von Rainer Werner Fassbinder und Hermann Göring.
Für den Kokaingenuß in der Öffentlichkeit gelten ganz besondere Umgangsformen. So sollten Sie es vermeiden wenn Sie sich auf einer wilden Party mit anderen Kokainisten befinden, dort eine ein Meter lange Koksstraße auf den Tisch zu legen und zu verkünden :" Die ist jetzt ganz für mich allein." Gehen Sie lieber aufs Klo. Aber auch dabei ist Vorsicht geboten ! Sie können nicht 15 Minuten lang die einzige Toilette des Hauses blockieren, dabei Geräusche wie ein Industriestaubsauger machen und glauben, Sie kämen ungeschoren davon. Führen Sie deshalb immer einige Briefchen mit ungelöschten Kalk mit sich, die Sie nachher großzugig an Ihre Freunde verteilen können.
Kondome
Der Umgang mit Kondomen ist kinderleicht : Füllen Sie ein Kondom bis zum Anschlag mit Rotwein und werfen Sie damit nach schlechten Menschen.
Aber benutzen Sie niemals ein Kondom beim Geschlechtsverkehr! Der Anblick eines Mannes, der mit zitternden Fingern versucht, ein Kondom überzustülpen und dabei gleichzeitig die Erektion zu halten, ist eines der würdelosesten Schauspiele in der Geschichte zwischenmenschlichen Bemühens. Nehmen Sie lieber eine kalte Dusche oder geißeln Sie sich mit nassen Handtüchern, darin liegt mehr Würde als in einem Geschlechtsverkehr, bei dem ihr Schwanz eingepacktist wie eine Teewurst.
Und schließlich : wenn Sie so einen Schiß vor unheilbaren Übertragungskrankheiten haben, warum gehen Sie dann ausgerechnet zu den Huren ? Wieso schleppen Sie ständig wechselnde Geschlechtspartner aus übel beleumdeten Lokalitäten ab ? Und muß es den unbedingt auf dem Stadtparkklo mit ständig wechselnden Partnern sein? Praktizieren Sie lieber einen tüchtigen Trockenfick.
Vorstellungsgespräch
Erscheinen Sie zum Vorstellungsgespräch in möglichst exotischer Gewandung, signalisieren Sie Ihrem zukünftigen Chef gleich zu Anfang, daß Sie nicht nur ein weiterer Wurm im Kompost, sondern die Numero Uno sind.
Eine Minnetracht oder ein Liktorenbündel machen sich immer gut, am besten beides.
Artikulieren Sie sich klar und deutlich,wenn nötig schreien Sie! Verfallen Sie dann wieder in unverständliches Gemurmel und nuschelige Andeutungen mysteriösen Inhalts, das macht Sie geheimnisvoll und zwingt den Gesprächspartner zur Aufmerksamkeit. Verweisen Sie auf Ihre Vorzüge, prahlen Sie ruhig ein bischen. Behaupten Sie, Sie seien drei Meter groß, der Sohn Gottes,die Antwort auf alle Gebete, ect. Wenn Sie das nur forsch genug vortragen, wird man Ihnen Glauben schenken. Sprechen Sie in fremden Zungen, wenn Sie keine Fremdsprache beherrschen, erfinden Sie eine!
Legen Sie einen Fünfjahresplan zur Firmensanierung vor, rufen Sie die Sekretärin herein und diktieren Sie ihr haltlose Gehaltsforderungen.
Wenn Sie mit dieser Masche durchkommen, dann gehört der Laden in drei Jahren Ihnen. Wenn nicht, dann lassen Sie beim nächsten Mal das Liktorenbündel weg.