*DR. PESTS SPRECHSTUNDE*

von: Jens Ullrich

38. Folge

Das Thema des heutigen Artikels ist eine Krankheit, die fast jeder von uns kennt und deren Symptome sicherlich auch schon viele im Verwandtenkreis oder an sich selbst beobachtet haben, ohne diese als Erkrankung zu erkennen.
Die Epidemie heisst Karneval oder auch Fasching, wird von Experten aber auch unter dem Namen Narretei-Syndrom gefuehrt.
Diese heimtueckische Nervenkrankheit befaellt die Bevoelkerung ganzer Landstriche praktisch zeitgleich und wuetet ohne Erbarmen mehrere Tage lang unter grossen Teilen der Population.
Dabei ist zu bemerken, dass dieses Syndrom anscheinend jahreszeitlich bedingt ist, da es meist im Februar auftritt, wobei abzueglich einer Inkubationszeit von ca. 3 Monaten die Infektion Mitte November des vorhergehenden Jahres stattfindet.

Die typischen Symptome des Karnevals sind

In der Mitte des Februar finden sich die Befallenen auf den Strassen und Plaetzen ihrer Heimatstaedte zusammen und beginnen zu laermen.
Dies scheint eine Art letzte Warnung des befallenen Geistes an ihre Umwelt zu sein, sofort den Ort zu verlassen, um einer Infektion zu entgehen. Die nicht Infizierten verbarrikadieren sich daraufhin oder verlassen fluchtartig die betroffenen Staedte und Gebiete und begeben sich in Schutzzonen, wie zum Beispiel Mallorca oder Ibiza, wo sie die Zeit des Wahnsinns abwarten, um danach heimzukehren und mit den Aufraeumungsarbeiten zu beginnen.

Waehrenddessen vermummen sich die Erkrankten in bunte Verkleidungen und bilden grosse, marodierende Gruppen, die laermend durch die Strassen ziehen oder sich, meist abends, in Stadt- und Sporthallen zusammenrotten, um mit verduenntem Ethanol, oft in Form von Bier oder Sekt, ihren tobenden Geist zu beruhigen und sich von Leidensgenossen vorgetragene, nicht selten zusammenhanglose, Reden anzuhoeren.

In diesem Zustand zeichnen sich einige durch eigentuemliche Darbietungen aus, die von den uebrigen Herdenmitgliedern oft stuermisch bejubelt werden.
Zur selben Zeit machen sich besonders schwer Erkrankte daran, das Narretei-Syndrom auf weitere Gebiete auszubreiten, indem sie Wagentrecks zusammenstellen, die sie mit Hilfe von Pappmache als Schiffe, riesige Enten oder andere unsinnige Objekte tarnen, was darauf hinweist, dass sie jeden Sinn fuer die Realitaet verloren haben.

Dies wird aber fast immer von der Masse der nur leicht Erkrankten bemerkt, weshalb diese Trecks oftmals von grossen Gruppen Schlachtschreie ausstossender und als Sagengestalten getarnter Menschen angegriffen werden.
Die Besatzungen der Fahrzeuge wehren sich mit Hilfe von Nahrungsmitteln, mit denen sie die Angreifer bewerfen, waehrend paramilitaerische Gruppen die tobende Menge mit Hilfe von zweckentfremdeten Musikinstrumenten, mit denen sie einen unglaulichen Laerm verbreiten, auf Distanz halten.
Diese Trecks bleiben aber nach einer Fahrt von einigen Kilometern meist aufgrund von Munitionsmangel stecken und ergeben sich.

Diese erschreckende Krankheit ist besonders in der westlichen Welt verbreitet, wird aber von den meisten Regierungen entweder unterschaetzt oder ignoriert. Da bisher weder ein Heilmittel, noch ein Impfstoff entwickelt wurde, ist der beste Rat fuer den gesundheitsbewussten Leser, sich waehrend dieser Zeit von Staedten und grossen Menschenansammlungen fernzuhalten, oder am Besten ins faschingsfreie Ausland zu fluechten.

Um Missverstaendnissen vorzubeugen, soll an dieser Stelle bemerkt werden, dass das Narretei-Syndrom nicht schichtspezifisch - oder gar nur bei geistig minderbemittelten Menschen - auftritt, sondern quer durch alle Gesellschaftsgruppen zuschlaegt und - den Kleinen Blauen Sandkreaturen sei es gedankt - keine groesseren Nachwirkungen mit sich bringt.

Fuer weitere Fragen wenden sie sich bitte an:

Aerzte gegen den Fasching e.V.
Telefonnummer: 01191-34725