Höhere Physik (ein physikalisches Maerchen)

Vor vielen, vielen Lichtjahren lebte im Lande Physikalien die schöne Königstochter Elektro-Liese. Seit ihrer Jugend war sie dem Grafen Oszillo vom Kathodenstrahl zugetan. Aber Graf Oszillo hatte einen Widersacher, den Grafen Tele aus dem Geschlecht der Photo-Grafen, der selber ein Auge auf Elektro-Liese geworfen hatte. Eine Tages wurde Graf Oszillo auf der Jagd am Ausgang des Wellentales von Teles Knechten überfallen und auf eine Druckfort-Pflanzung gebracht, wo an den Zweigen der Bleibäume die herrlichsten Glühbirnen gediehen. Durch die Quadratwurzeln waren sie gut geerdet. Oszillos treuer Knappe Wolfram Draht wurde mit einem Wagnerschen Hammer niedergeschlagen, obwohl er aus allen galvanischen Batterien feuerte. Er war aber nur verwundet und wurde von seinen Kons-Tanten gesund gepflegt.

Alsbald machte er sich mit seinem Farad auf, um seinen Herrn zu suchen. Mit seinem übergrossen Transformat-Ohr hörte er bald, wo dieser war. Es war Eile geboten, denn morgen sollte Elektro-Liese den Grafen Tele heiraten, den sie von der ersten Ampere-Sekunde an verabscheut hatte. Aber ihre Freundin, die Gasana-Liese, hatte ihr zugeraten, da sie schon das astronomische Alter von 20 Lichtjahren hatte. Bald wurden Stadt und Land festlich geschmückt. die fünf Tore (Isola-Tor, Genera-Tor, Transforma-Tor, Vek-Tor und Sek-Tor) wurden mit Zündkerzen erleuchtet. Graf Oszillo und Wolfram-Draht bereiteten inzwischen die Flucht vor: Sie - rösteten einige Atom-Kerne und Kosi-Nüsse auf der Robert-Kochplatte, - zogen sich feste Polschuhe und warme Windhosen an, - und als die Temperat-Uhr Mitternacht schlug, schnürten sie ihr Strahlenbündel und verliessen das Haus.

Der Wächter hatte nichts gemerkt, da er gerade einen elliptischen Anfall hatte. Die Türschlösser öffneten sie mit einer Bohr-Maschine von Niels, und dann jagten sie in größter Eile über die Magnet-Felder und das Kilo-Watt hin. Schon näherten sie sich dem Wechselstrom, der sich in grossen Sinuskurven dahinschlängelt. Dort rasteten sie, tränkten ihre Pferde mit Kristall-Wasser aus einer Lichtquelle und badeten ihre müden Glieder, bis sie wieder ihre Hesse'sche Normalform zurückgefunden hatten. Später liessen sie sich von einer Atmos-Fähre übersetzen. Die Flaschen-Züge der Erd-Bahn donnerten am Kraft-Fluss vorbei.

Als die ersten Röntgen-Strahlen der Morgensonne zwischen den Elektronen-Wolken hervorbrachen und die ersten Tur-Bienen summten, kamen die beiden am Kondensa-Tor an. Sie versteckten sich zwischen Wellenpaketen in einer Mischungs-Lücke und kamen ungehindert in die Stadt. Voller Wis-Mut drangen sie in das Schloss ein. Graf Tele, der in der Nacht in der Milli-Bar gezecht hatte, wurde mühelos ueberwältigt und dem Gleich-Richter übergeben, der ihn nach dem Coulombschen Gesetz verurteilte. Er liess ihn mit einem Helm-Holtz solange verprügeln, bis er ultraviolett war. Elektro-Liese aber fühlte ihr Mega-Hertz heftig schlagen, als Oszillo endlich bei ihr war.

Es begann nun eine fröhliche Hochzeit. Zuerst trug der Fern-Sprecher eine selbstverfasste Tri-Ode vor, dann wurde dem getreuen Knappen Wolfram das Koordinaten-Kreuz verliehen (das Faden-Kreuz hatte er schon). Für die Bewohner der Stadt wurde ein grosses Laby-Rind gebraten, und in dem riesigen Dampfkesselbrodelte ein fettes Essen aus Konkav-Linsen und Tang-Enten. Es wurde mit Hilfe von Belichtungs-Messern und Stimmgabeln verzehrt. Zum Nachtisch wurden Lack-Mus und Re-Torten gereicht. Die Kapelle einigte sich auf den richtigen New-Ton und spielte bis zum frühen Morgen flotte Loga-Rhythmen. Am nächsten Tag berichtete die hydraulische Presse in allen Einzelheiten über das grosse Ereignis.